Humanes Metapneumovirus
Atemwegsinfektionen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Vor allem in den Wintermonaten treten diese gehäuft auf. Die möglichen Verläufe dieser Infektionen sind sehr variabel: Es können leichtere Verläufe mit den typischen Symptomen eines grippalen Infekts auftreten; ebenso können sich diese Infektionen als Pneumonien oder Bronchiolitiden manifestieren. In den meisten Fällen sind Viren für diese Art von Infektionskrankheiten verantwortlich, unter anderem auch das Humane Metapneumovirus (hMPV).
DR. MED. AIDA BAJRAKTAREVIC
In den letzten Wochen wurde in den Medien von einem vermehrten Auftreten von hMPV-Infektionen in China berichtet. Das Chinese Center for Disease Control and Prevention meldete am 2. Januar 2025 einen generellen Anstieg akuter Atemwegsinfektionen im Vergleich zum Vormonat, darunter auch Infektionen mit hMPV. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist dies jedoch als ein erwartbarer Anstieg in den Wintermonaten zu werten.
hMPV wurde 2001 erstmals bei Kindern mit Atemwegsinfektionen in den Niederlanden identifiziert. Anhand serologischer Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass das Virus mindestens seit 1958 in der Bevölkerung zirkuliert. Es wird vermutet, dass es aviären Ursprungs ist. hMPV gehört zur Familie der Paramyxoviren und bildet zusammen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) die Subfamilie der Pneumovirinae. Es handelt sich um ein behülltes RNA-Virus, das anhand genetischer Variationen in die zwei Genotypen A und B eingeteilt werden kann.
Infektionen mit hMPV treten weltweit auf. Es lässt sich eine saisonale Häufung im Winter und Frühling beobachten. Infektionen kommen in allen Altersgruppen vor, allerdings infizieren sich die meisten Patienten innerhalb der ersten fünf Lebensjahre. Die Übertragung des Virus erfolgt als Tröpfcheninfektion oder als Schmierinfektion über kontaminierte Hände und Oberflächen.
Das klinische Bild einer hMPV-Infektion bei Kindern ähnelt dem einer RSV-Infektion, verläuft jedoch in der Regel milder. Zu den typischen Symptomen gehören Fieber, Husten, Halsschmerzen und Rhinorrhoe. Ein Begleitsymptom kann eine akute Otitis media sein. Bei erwachsenen Patienten zeigen sich meist nur schwach ausgeprägte Symptome, zum Teil verläuft die Infektion asymptomatisch. Es sind jedoch auch schwere Veräufe in Form einer Pneumonie oder Bronchiolitis beschrieben. Zu den Risikofaktoren für einen schweren Verlauf zählen Frühgeburtlichkeit, Immunsuppression, kardiopulmonale Vorerkrankungen und ein hohes Lebensalter. Als seltene Komplikation kann auch eine Enzephalitis auftreten.
Die Labordiagnostik von hMPV beruht auf dem Direktnachweis des Virus. Hierfür hat sich als schnelle und aussagekräftige Methode die PCR etabliert. Der Nachweis erfolgt in der Regel im Rahmen einer respiratorischen Multiplex-PCR, mit der parallel weitere typische Erreger von Atemwegsinfektionen nachgewiesen werden können. Für die Durchführung der PCR wird respiratorisches Material benötigt. Hierfür sind vor allem tiefe Nasenrachenabstriche geeignet.
Bei Diagnose einer hMPV-Infektion stellt sich im nächsten Schritt die Frage nach der Therapie und möglichen Präventionsmaßnahmen. Aktuell existiert keine kausale Therapie, es erfolgt eine symptomorientierte, supportive Behandlung. Auch ein Impfstoff ist bislang nicht verfügbar. Die Prävention einer Weiterverbreitung gelingt insbesondere durch die Einhaltung von Hygienemaßnahmen. Hier sind vor allem die Händedesinfektion und die Hustenetikette zu nennen.
Eine Infektion mit hMPV hinterlässt – wie bei RSV-Infektionen – keine lebenslange Immunität. Re-Infektionen sind somit möglich.
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Literatur
- van den Hoogen B, de Jong J, Groen J, et al. A newly discovered human pneumovirus isolated from young children with respiratory tract disease. Nat Med. 2001;7(6):719-724. doi:10.1038/89098
- Mankertz A. Paramyxoviren. In: Suerbaum S, Burchard GD, Kaufmann SHE, Schulz TF, Hrsg. Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer-Verlag; 2020:635-637, 645-646.
- Branche AR, Falsey AR. Human Metapneumovirus. In: Bennett JE, Dolin R, Blaser MJ, Hrsg. Mandell, Douglas and Bennett's Principles and Practice of Infectious Diseases. Elsevier-Verlag; 2020.
- WHO kann Berichte zu Ausbruch mit humanem Metapneumovirus in China nicht bestätigen. Ärzteblatt. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/156741. Zugriff am 30.01.2025.
- Weltgesundheitsorganisation. Disease Outbreak News. https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2025-DON550. Zugriff am 30.01.2025.