Die Schimmelpilzallergie (Typ I)
Schimmelpilze leben saprophytisch oder parasitär von organischem Material bei hoher Luftfeuchtigkeit und zeigen mit über 200.000 Arten eine große Vielfalt. Fast alle Schimmelpilze sind sowohl in Räumen als auch im Freien nachweisbar. Die typischen Allergenträger sind die Sporen und das Mycel.
DR. MED. ANDREAS WARKENTHIN
Die Prävalenz der Schimmelpilzsensibilisierung (IgE-vermittelt) in der Allgemeinbevölkerung ist gemäß Datenlage mit etwa 1 % bis 5 % eher gering, während sie bei Asthmatikern mit bis zu 45 % deutlich höher ist.
Vorwiegend in Innenräumen (intramural) vorkommende Arten verursachen eher perennial Symptome. Hier zu nennen sind insbesondere Penicillium spp., Aspergillus spp., Chaetomium globosum, Mucor spp. und Rhizopus nigricans.
Typischerweise saisonale Allergien von ca. Mai bis Oktober werden von den hauptsächlich im Freien vorkommenden Arten hervorgerufen, wie z. B. Alternaria alternata/tenuis, Botrytis cinerea, Cladosporium spp., Fusarium spp. und Pullularia pullulans.
Insgesamt ist die Beurteilung der Sensibilisierungshäufigkeit aufgrund der Heterogenität vorliegender Daten (Studienbedingungen, schwer standardisierbare Allergenextrakte) schwierig und die Beantwortung der Frage nach relevanter Allergie aufgrund notwendiger Abgrenzung zu etwaigen anderen Inhalationsallergien gegebenenfalls nicht ohne weiteres möglich. Auch können Schimmelpilze irritativ-toxische Reaktionen und insbesondere bei vorgeschädigten Schleimhäuten nicht IgE-vermittelte Mastzellaktivierungen bedingen.
Für die meisten Schimmelpilze stehen keine typischen Leitallergene (Majorallergene mit ausreichender Spezifität) für die In-vitro-Diagnostik der Typ-I-Allergie zur Abklärung positiver Extraktergebnisse zur Verfügung, daher sind mögliche Kreuzreaktionen in vitro schwer beurteilbar.
Zudem können Extrakttestungen aufgrund der variablen Allergengehalte der Extrakte Schwierigkeiten beim Nachweis von spezifischem Serum-IgE (Testsensitivität) implizieren. Eine Erhöhung der Testsensitivität kann mithilfe der komplementären CD63-Messung im Basophilenaktivierungstest durch den Nachweis von zellständigem IgE erreicht werden. Dieser Test ist für Penicillium notatum, Cladosporium herbarum, Aspergillus fumigatus und Alternaria tenuis kommerziell verfügbar.
Für zwei klinisch relevante Allergenquellen – Alternaria alternata (outdoor) und Aspergillus fumigatus (indoor) – existieren gut charakterisierte Testextrakte für die Komponentendiagnostik: rAlt a1 als Majorallergen mit > 90 % Sensibilisierungshäufigkeit für Alternaria alternata und die Einzelkomponenten rAsp f1, rAsp f2, rAsp f3, r Asp f4 und r Asp f6 für Aspergillus fumigatus. Allerdings liegen nur für Alternaria alternata-Extrakte mit rAlt a1 aufgrund hoher Sensibilisierungsfrequenz belastbare Studien für eine erfolgreiche Immuntherapie vor.
Bei Schimmelpilzallergien unterscheidet man zwischen der IgE-vermittelten Typ-I-Reaktion, der IgG-bedingten exogen-allergischen Alveolitis (EAA) und der allergischen bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA), einer Mischform der Typ-I- und Typ-III-Allergie. Eine Indikation für den Nachweis spezifischer Serum-IgG ergibt sich demnach nur für die EAA und die ABPA.
Der Einsatz der Aspergillus fumigatus-Komponenten zum spezifischen IgE-Nachweis kann helfen, ABPA vom allergischen Asthma abzugrenzen. IgE gegen rAsp f4 und rAsp f6 wurden bisher nur bei der APBA beschrieben.
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Literatur
- Raulf M, Kespohl S: Hauttestungen, serologischer IgE-Nachweis, Basophilentest – was ist verfügbar, sinnvoll und trägt zur Klärung einer Schimmelpilzallergie bei? Allergo Journal 4/2024, S. 52–59.
- Brehler R, Rabe U: Allergenspezifische Immuntherapie bei Schimmelpilzallergien. Allergo Journal 4/2024, S. 16–20
- Trautmann A, Kleine-Tebbe J: Schimmelpilzsporen. In: Allergologie in Klinik und Praxis, 2. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2013, S. 109–110.