Cystatin C – eine mögliche Alternative zum Serum-Kreatinin
Cystatin C ist ein nicht glykosyliertes, niedermolekulares Protein. Es besteht aus etwa 120 Aminosäuren (MG = 13,4 KD) und wird in nahezu allen kernhaltigen Zellen in konstanter Rate produziert. In der Niere wird es frei glomerulär filtriert, im proximalen Tubulus reabsorbiert und katabolisiert. Eine Sekretion über die Tubuli findet nicht statt.
DR. MED. MARTIN MARKOVSKI
Diese Umstände machen Cystatin C zu einem zuverlässigen endogenen Marker zur Einschätzung der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und erlauben somit eine Aussage über die Nierenfunktion.
Anders als das Serum-Kreatinin ist Cystatin C unabhängig von Geschlecht, Alter, Muskelmasse und Ernährung. Zudem wird es nicht durch inflammatorische Prozesse oder Malignome beeinflusst. Daher ist die Bestimmung insbesondere bei älteren Menschen und Kindern zu empfehlen.
Ein großer Vorteil der Cystatin-C-Messung gegenüber Kreatinin zur Bestimmung der eGFR zeigt sich im sogenannten „kreatininblinden“ Bereich zwischen 45 und 75 ml/min. Hier weist Cystatin C im Vergleich eine deutlich höhere Sensitivität auf. Ein Abfall der Kreatinin-basierten eGFR tritt erst bei einer Reduktion der Nierenleistung um etwa 50 % auf.
Auch die 24h-Sammelurin-Methode zur Berechnung der Kreatinin-Clearance ist häufig fehleranfällig und umständlich, wobei die Ergebnisse frühestens nach 24 Stunden vorliegen.
Stadieneinteilung der Nierenfunktion
Indikationen für die Bestimmung von Cystatin C sind unter anderem:
- Screening auf Nierendysfunktion
- Akute oder chronische Nierenerkrankung
- Patienten unter Hämodialyse und/oder nach Nierentransplantation
- Patienten unter Therapie mit nephrotoxischen Substanzen
- Früherkennung der Präeklampsie
Zusammenfassung zu Cystatin C
- Goldstandard zur Bestimmung der endogenen eGFR
- Weitgehend unabhängig von Störeinflüssen
- Besonders empfohlen für ältere Menschen und Kinder
- Beginnende Nierenerkrankungen können frühzeitig erkannt werden.