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Neue ACR/EULAR-Klassifikationskriterien für das Antiphospholipid-Syndrom (APS)

Das Antiphospholipid-Syndrom (APS) ist eine systemische Autoimmunerkrankung, die durch das Auftreten von venösen und arteriellen Thrombosen (insbesondere tiefe Bein- und Becken- oder Armvenenthrombosen, Lungenembolien, Schlaganfall) und/oder Schwangerschaftskomplikationen (Frühaborte und -geburten) charakterisiert ist.

DR. MED. ATHANASIOS VERGOPOULOS

Das APS kann isoliert auftreten (Primäres APS) oder als Sekundäres APS in Zusammenhang mit einer Grunderkrankung (z. B. SLE, Malignome) assoziiert oder aber medikamenteninduziert sein. Ein erhöhtes APS-Risiko besteht bei der Trias: arterielle oder venöse Thrombosen, Aborte und Thrombozytopenie.

Das katastrophale APS ist die schwerste Verlaufsform, die simultan oder innerhalb von einer Woche an drei oder mehr Organsystemen in Verbindung mit dem labordiagnostischen Nachweis und dem histopathologisch bestätigten Verschluss von kleinen Gefäßen auftritt.

Die 2023 aktualisierten APS-Klassifikationskriterien vom American College of Rheumatology (ACR) und der European League Against Rheumatism (EULAR) umfassen ein viel breiteres Spektrum klinischer Merkmale und eine Neudefinition der Schwangerschaftskomplikationen. Die Einstufung als APS erfolgt nun, wenn die Eingangskriterien erfüllt sind (mindestens ein klinisches und ein Laborkriterium innerhalb von drei Jahren) und mindestens drei Punkte aus den klinischen Bereichen und drei Punkte aus dem Laborbereich erzielt werden (s.  Tabelle 1).

Tabelle 1. Gewichtung der APS-Klassifikationskriterien (ACR/EULAR, 2023) modifiziert nach: www.rheumamanagement-online.de


Labordiagnostik

Lupus-Antikoagulans (LA) ist der stärkste Prädiktor eines APS gefolgt von Cardiolipin-AK (aCL) und β2-Glykoprotein I-AK (aβ2GPI). Um eine ausreichende Sensitivität zu erzielen, sind alle drei genannten Labortests indiziert.

Das LA wird durch Gerinnungstests (mindestens zwei Screeningtests) identifiziert. Am weitesten verbreitet ist die Kombination einer LA-sensitiven aPTT (activated partial thromboplastin time) mit der dRVVT (diluted Russel’s viper venom time). Es wird empfohlen, LA vorzugsweise nicht während des akuten thromboembolischen Ereignisses und vor Beginn einer Antikoagulantien-Therapie durchzuführen. Während der Schwangerschaft sollten LA-Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden.

Die Bestimmung von aCL und anti-β2GPI erfolgt mit immunologischen Testverfahren (z. B. CLIA). Die Spezifität der IgG-AK ist höher als die der IgM-AK. Da AK vom IgM-Isotyp insbesondere auch passager bei Infektionserkrankungen oder medikamenteninduziert auftreten können, ist zur Diagnosestellung eines APS die Bestätigung des ersten positiven Befundes nach zwölf Wochen erforderlich. Niedrige AK-Spiegel sind von fraglicher Relevanz.

Labormerkmale der neuen APS-Klassifikation

  1. Quantifizierung der Einzel-, Doppel- und Dreifach-aPL-Positivität auf der Grundlage verschiedener Domänen und Gewichtung.
  2. Trennung von Cardiolipin-AK (aCL)-/β2-Glykoprotein I-AK (aβ2GPI) in IgG- und IgM-Isotypen, um zu vermeiden, dass aPL-positive Patienten mit isolierten aCL-/aβ2GPI-IgM-Isotypen in die gleichen Patientenkohorte einbezogen werden, wie diejenigen mit aCL-/aβ2GPI-IgG-Isotypen.
  3. Definition von zwei Stufen der aCL-/aβ2GPI-Positivität, die als klinisch relevant angesehen werden (moderat oder deutlich erhöhte IgG- oder IgM-AK-Konzentrationen).

Die neuen ACR/EULAR-Klassifikationskriterien für das APS erreichen durch die Anhebung der Grenzwerte für die positive Wertung der Labortests und die geringere Gewichtung der weniger spezifischen IgM-aPL (1 Punkt) gegenüber persistierendem Lupus-Antikoagulans und den IgG-aPL (je nach Höhe 4 bis 7 Punkte) eine sehr hohe Spezifität von 99 % bei allerdings geringerer Sensitivität und dürfen deutlich besser geeignet sein, APS-Patienten zu charakterisieren.

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Literatur

  1. Miyakis S et al. International Consensus statement on an update of the classification criteria for definite antiphospholipid syndrome (APS). J Thromb Haemost 2006; 4: 295-306
  2. Lakos G et al. International Consensus Guidelines on Anticardiolipin and Anti-β2-Glycoprotein I Testing. Arthritis & Rheumatism, Vol. 64, No. 1, January 2012, pp 1–10
  3. Nayfe R et al. Seronegative antiphospholipid syndrome. Rheumatology 2013:52:1358-1367
  4. Devreese KMJ et al. Laboratory criteria for antiphospholipid syndrome: communication from the SSC of the ISTH. J Thromb Haemost 2018; 16:809-813
  5. Barbhaiya M et al. 2023 ACR/EULAR Antiphospholipid Syndrome Classification criteria. Arthritis Rheumatol 2023 Oct;75(10):1687-1702.

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