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HvKp – Hypervirulente Klebsiella pneumoniae

Klebsiella pneumoniae ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, das zur physiologischen Darmflora gehört. Als möglicher Krankheitserreger wird K. pneumoniae im ambulanten Bereich am häufigsten aus Urinkulturen nachgewiesen. K. pneumoniae kommt aber auch als Erreger schwerer Pneumonien in Frage, deren Behandlung sich insbesondere bei kapselbildenden Isolaten schwierig gestalten kann.

DR. JOHANNES FRIESEN

 NIAID, Klebsiella pneumoniae, CC BY 2.0, Wikimedia Commons 13383411493

Diese Krankheitsentität wurde ursprünglich als Friedländer-Pneumonie bezeichnet und zeigte in der präantibiotischen Ära eine Letalität von ca. 80 %. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Erregern um hypervirulente Klebsiella pneumoniae (hvKp)-Isolate. Bei immungesunden Patienten verursachen diese typischerweise Leberabszesse und können auch, meist als Folgeerkrankung aufgrund von septischer Streuung (Bakteriämie) und Absiedelung, ZNS-Infektionen und Endophthalmitis verursachen.

 

HvKp-Isolate sind mit kryptogenem (ohne erkennbare Ursache) Leberabszess assoziiert und monomikrobiell. Nonkryptogene Leberabszesse dagegen sind meist biliärer Genese mit polymikrobiellem Keimspektrum, wobei am häufigsten E. coli nachgewiesen wird. Weitere durch hvKp verursachte Krankheitsbilder können pulmonale Abszessbildung und nekrotisierende Fasziitis sein. HvKp-Stämme wurden ursprünglich häufig im asiatischen Raum nachgewiesen und meist aus Leberabszessen isoliert.

Die Hypervirulenz zeigt sich in einer erhöhten Widerstandskraft gegenüber angeborenen Abwehrfunktionen, z. B. Phagozytose, Komplementbindung und NET-Formation neutrophiler Granulozyten. Deren Grundlage ist der hypermukovisköse Phänotyp, der durch die verstärkte Kapselbildung der Bakterien entsteht. Dieses Phänomen lässt sich auch diagnostisch nutzen, da die Kolonien auffällig lange Fäden ziehen, wenn sie mittels Öse von der Agarplatte genommen werden (positiver String-Test). Allerdings ist der Test nicht spezifisch für hvKp. Zur Erhöhung der Spezifität bedarf es der Untersuchung auf das Vorliegen bestimmter Virulenzgene (z. B. magA, rmpA/A2) in einem Speziallabor.

In den letzten zwei Jahrzehnten wurden hvKp-Isolate vermehrt auch in den USA und in verschiedenen Ländern Europas beobachtet. Im Mai 2021 veröffentliche das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) eine Risikoanalyse bezüglich des vermehrten Auftretens von hvKp der klonalen Linie ST23, die neben mehreren Virulenzfaktoren auch die genetische Ausstattung zur Carbapenemase-Bildung aufweisen. Das ECDC warnte vor dem Eintrag solcher Isolate ins Krankenhaus mit gefährlichen Konsequenzen.

Es wurde bereits mehrfach über das Auftreten von multiresistenten hvKp in chinesischen Krankenhäusern berichtet. Es ist daher zu befürchten, dass es in den nächsten Jahren auch in Europa zu einer weiteren Ausbreitung von hvKp kommen wird, ähnlich wie es zuvor in Asien der Fall war. HvKp-verdächtige Isolate (z. B. klinische Informationen auf dem Einsendeschein) werden von uns zur weiteren Abklärung an das Robert Koch-Institut versendet.

Literatur:

  1. Russo TA, Marr CM. 2019. Hypervirulent Klebsiella pneumoniae. Clin Microbiol Rev 32:e00001–19. https://doi.org/10.1128/CMR.00001–19.
  2. Risk Assessment: Emergence of hypervirulent Klebsiella pneumoniae ST23 carrying carbapenemase genes in EU/EEA countries. 17 Mar 2021. www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/risk-assessment-emergence-hypervirulent-klebsiella-pneumoniae-eu-eea
  3. Rossi et al. Hypervirulent Klebsiella pneumoniae in Cryptogenic Liver Abscesses, Paris, France. Emerg Infect Dis. 2018 Feb;24(2):221–229. doi: 10.3201/eid2402.170957.
  4. Gu et al. 2017. A fatal outbreak of ST11 carbapenem-resistant hypervirulent Klebsiella pneumoniae in a Chinese hospital: a molecular epidemiological study. Lancet Infect Dis 18:37–46. https://doi.org/10.1016/s1473-3099(17)30489-9.
  5. E0884 Emergence of colistin-resistant hypervirulent Klebsiella pneumoniae (CoR-HvKp) in China. ECCMID 2023