Das Diagnose-Puzzle: Exogen-Allergische Alveolitis (EAA)
Die Exogen-Allergische Alveolitis (EAA) ist eine seltene alveolär-interstitielle Lungenerkrankung, die einer Kombination der Allergie-Typen III (IgG-bedingt) und IV (T-Zell-vermittelt) entspricht. Hierzulande legt man eine Prävalenz von ca. 0,003 % zugrunde.
DR. MED. ANDREAS WARKENTHIN
Sie wird ausgelöst durch alveolengängige (< 5 µm), meist organische Allergene in Stäuben, Gasen oder Aerosolen, seltener durch inhalierte Chemikalien (z. B. Isocyanat). Als organische Allergene kommen z. B. Bakterien- oder Schimmelpilzbestandteile, aber auch Tier- und Pflanzenproteine in Betracht. Bekannte Bezeichnungen – je nach ursächlichem Allergen – sind u. a. Farmer-, Vogelhalter- oder Käsewäscherlunge.
Der Verlauf der EAA kann akut (Typ III-dominiert) oder chronisch (primär bzw. sekundär) sein. Chronische Verläufe zeigen vor allem T-zellvermittelte Reaktionsmuster. Im akuten Schub treten 4–8 Stunden nach Allergenexposition (spätestens nach 1 Tag) grippeähnliche Symptome (Fieber, trockener Husten, Dys- bzw. Tachypnoe) und oft ein inspiratorisches Knisterrasseln bei verminderter Diffusionskapazität auf. Bei akutem Verlauf bildet sich bei Allergenkarenz die Symptomatik binnen 48 Stunden vollständig zurück.
Die Diagnostik gestaltet sich schwierig. Das liegt einerseits daran, dass das klinische Bild einer Vielzahl anderer Lungenerkrankungen ähnelt und andererseits daran, dass für die Labordiagnostik kein pathognomonischer Parameter existiert.
Neben unspezifischen Entzündungsparametern (neutrophile Leukozytose, erhöhtes CRP, beschleunigte BSG), einer häufigen Hypergammaglobulinämie (in 66 % der Fälle) oder fakultativen LDH-Erhöhung (in ca. 50 % der Fälle ) können Allergen-spezifische IgG-Antikörper-Erhöhungen (> 300 Allergene bekannt) zielführend sein. Problematisch allerdings ist auch hier, dass für viele Allergene aufgrund begrenzter Datenlage (niedrige Prävalenz!) bisher keine verbindlichen Referenzbereiche existieren, weiterhin aber selbst eine Erhöhung spezifischer IgG-Antikörper nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer Erkrankung ist.
Ähnlich wie bei der Diagnostik der Typ I-Allergie gilt auch hier, dass der Nachweis einer Sensibilisierung in-vitro oder im Hauttest (typische Zweiphasenreaktion) nur im Zusammenhang mit der Klinik und Anamnese zu werten ist (zeitlicher Allergen-Expositionszusammenhang, Verlauf, positiver Karenztest). Eine weitere wichtige labordiagnostische Komponente für die EAA ist die Broncho-Alveoläre Lavage (Sensitivität > 90 %): Im akuten Schub ist nach anfänglicher Neutrophilie (für maximal 3 Tage) eine Lymphozytose > 30 % neben einer CD4/CD8-Ratio < 1 charakteristisch (bei chronischem Verlauf auch CD4/CD8 > 1).
Ein weiteres diagnostisches Verfahren stellt das hochauflösende Computertomogramm dar: Akut zeigen sich milchglasartige Trübungen und fleckige bilaterale Infiltrate, in der chronischen Phase zunehmend Fibrosezeichen. Je mehr der oben genannten Kriterien erfüllt sind, desto wahrscheinlicher fügt sich das Puzzle zu der Diagnose „Exogen-Allergische Alveolitis“ zusammen.
Literatur
- Koschel, D: Exogen-allergische Alveolitis. Der Pneumologe 4 (2015); 308-316
- Trautmann, A, Kleine-Tebbe, J: Exogen-allergische Alveolitis, in: Allergologie in Klinik und Praxis, 163-172, 3. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2018